Behind the Scenes

Willkommen hinter den Kulissen! Hier nehmen wir Dich mit auf die spannende Reise von den Dreharbeiten bis zum fertigen Ergebnis.
Wie Du Dir denken kannst, ist die Produktion eines Natur-Kinofilms ein Handwerk für sich. Damit Du aber eine Idee davon hast, wie wir vorgehen, haben wir auf den nächsten Zeilen einige Eindrücke für Dich zusammen getragen. 

Schritt 1 - Die Idee

Oft entstehen und reifen Ideen schon lange, bevor man an ein konkretes Projekt denkt. Meist noch während man mitten in einem andern Projekt steckt. Wie genau man auf bestimmte Ideen kommt, ist oft schwer nachvollziehbar und noch schwieriger zu erklären. Viele Filmemacher beschreiben ganz oft beinahe kollektiv, dass die menschliche Sprache oft nicht ausreicht, um die Idee durch reine Erzählung würdig und umfänglich in die Köpfe anderer zu pflanzen. Selbst für den Filmemacher selbst ist es später oft schwierig, den genauen Zeitpunkt dieses „Ideenflashs“ im Nachhinein zu definieren. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess. Viele Filmemacher denken – ganz klischeegerecht – in Bildern, aber nicht nur Bilder können inspirierend sein. Musik, Geräusche, Emotionen und sogar Gerüche lösen nicht selten einen "Aha-Effekt" aus. Oft hat man einfach ein Gespür dafür, ob ein Thema Potenzial hat. Irgendwann fasst man dann den Entschluss, das Projekt ernster anzugehen.
Um ehrlich zu sein, hat das finale Produkt am Ende nur noch wenig mit der ursprünglichen Vision zu tun. So wie sich eine Idee entwickelt, entfaltet sich auch ein Projekt: Es wächst, scheitert und sucht neue Wege – fast wie ein lebender Organismus.

Schritt 2 - Die Recherche

Nachdem die Idee für ein Naturfilmprojekt gereift ist, beginnt die intensive Recherchephase, die oft etwa ein Jahr in Anspruch nimmt. Als Tierfilmer und Produzent geht es dabei nicht nur um die rein organisatorischen Aufgaben, sondern vor allem um das Sammeln von Informationen, die das Fundament des gesamten Projekts bilden. Dazu gehört es, sich intensiv mit der Tierart auseinanderzusetzen, die gefilmt werden soll: Welche Verhaltensweisen müssen beobachtet werden? In welcher Umgebung lebt das Tier? Was sind die besten Jahreszeiten für Dreharbeiten und welche Herausforderungen gilt es dabei zu meistern? Und am wichtigsten: Wie lässt sich das alles zu einem logischen, unterhaltsamen und lehrreichen Film verweben? 
Darüber hinaus wird die Recherche auch auf den Aspekt der Logistik ausgedehnt. Drehorte müssen sorgfältig ausgewählt werden, wobei sowohl die Zugänglichkeit als auch die Unberührtheit des Habitats eine Rolle spielen. Experten und Berater aus der Tier- und Verhaltensforschung werden konsultiert, um sicherzustellen, dass die Dreharbeiten ethisch korrekt und im Einklang mit den natürlichen Lebensräumen der Tiere durchgeführt werden.
Neben diesen fachlichen Aspekten sind auch die praktischen Vorbereitungen von Bedeutung. Welche Ausrüstung wird benötigt? Welche Genehmigungen müssen eingeholt werden? Wie sieht der zeitliche Rahmen für die Dreharbeiten aus? Das Team muss sorgfältig zusammengestellt werden, und es wird ein detaillierter Plan für die Produktion entwickelt, um sicherzustellen, dass alles reibungslos läuft. 


Recherche ist die halbe Miete.“ Dieser Spruch gilt besonders für Tierfilmer und Produzenten. Je gründlicher die Recherche, desto wahrscheinlicher ist es, die gewünschten Szenen erfolgreich einzufangen. In der Welt der Tierfilme ist Wissen der Schlüssel – sowohl über das Verhalten der Tiere als auch über ihre Lebensräume. Nur wer sich intensiv mit der Art, ihren Gewohnheiten und den besten Bedingungen für Dreharbeiten auseinandersetzt, kann sicherstellen, dass der Film authentisch und faszinierend wird.

Schritt 3- Die Dreharbeiten

2 Jahre Drehen

 
Nach der umfangreichen Recherchephase folgt die eigentliche Dreharbeit, die bei uns oft zwei Jahre in Anspruch nimmt. Das klingt erstmal nach viel, ist es aber nicht. Zum einen, da wir nicht nur auf das Tier achten müssen, sondern auch auf den Verlauf der Jahreszeiten. Ein großes Thema ist zum Beispiel Schnee. Denn um Schnee zu filmen, muss es vor allem eins – schneien. Gerade hier im Flachland bleibt der Schnee jedoch manchmal ganz aus, und um die Authentizität zu wahren, gehen wir nicht einfach an andere Orte mit Schnee, sondern hoffen auf die nächste Gelegenheit im zweiten Drehjahr.
Zudem kommt, dass im Frühling zum Beispiel sehr vieles gleichzeitig passiert. Für uns als kleines Team ist es unmöglich, da überall zur richtigen Zeit vollumfänglich präsent zu sein. Ein Hirsch im Herbstwald nützt uns in einer Frühlingsszene, die so im Drehbuch steht, leider reichlich wenig. Auch da müssen wir dann zum Nachdrehen ins zweite Drehjahr ausweichen.
Diese Drehzeit ist geprägt von intensiven Beobachtungen und Drehs vor Ort, bei denen der Tierfilmer geduldig auf die besten Momente wartet. Je nach Tierart und deren Verhalten kann das Filmen eine enorme Zeitspanne in Anspruch nehmen, da Tiere oft unvorhersehbar sind und es viel Geduld erfordert, sie in ihrem natürlichen Umfeld einzufangen. Einige Szenen im Film haben Monate in Anspruch genommen.
In diesen zwei Jahren gilt es aber nicht nur, die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten, sondern auch, ständig auf Änderungen im Verhalten zu reagieren und flexibel zu bleiben. Oft ist es notwendig, zu verschiedenen Tages- oder Jahreszeiten zurückzukehren, um bestimmte Szenen zu filmen oder das richtige Licht zu nutzen.
Ja, richtig gehört. Nicht nur die Tiere müssen mitspielen. Auch das Licht, der Wind und das Wetter sind wichtige Akteure in so einem Film. Nebst den Tieren beobachten wir also auch immer zusätzlich den Sonnenverlauf, die Topografie des Geländes, die Windrichtung und so weiter, damit möglichst nichts dem Zufall überlassen wird. Dinge, die bis zu einem gewissen Grad planbar sind, planen wir auch akribisch ein. Zudem spielen unvorhergesehene äußere Faktoren eine große Rolle, die die Planung immer wieder anpassen können. Bauarbeiten, Forstarbeiten, Anlässe usw. kommen bekanntlich immer dann, wenn wir auch da sind.
Diese Phase erfordert neben technischem Know-how vor allem auch eine tiefe Verbundenheit zur Natur und ein hohes Maß an Ausdauer, um die oftmals flüchtigen, aber atemberaubenden Momente einzufangen, die den Tierfilm später so beeindruckend machen. Tierfilmer sind berufsgeduldig. 


 
Wenn man es auf ein bestimmtes Tier „abgesehen" hat, vergehen oft Tage, Wochen, manchmal sogar Monate, in denen man der perfekten Szene immer wieder ein Stück näherkommt. Man hat das Gefühl, fast am Ziel zu sein – doch für den perfekten Moment reicht es dann doch noch nicht. Vielleicht ist es das Licht, der Winkel, die Bewegung des Tieres oder ein unerwarteter Wind, der die Szene verhindert. Doch genau diese unzähligen Versuche, die Geduld, das Warten und die präzise Beobachtung machen den einen, perfekten Moment umso wertvoller. Wenn es dann schließlich, nach all der Ausdauer, der Hingabe und dem stetigen Dranbleiben, endlich klappt, ist die Freude überwältigend. Es fühlt sich wie ein kleiner Triumph an – ein Moment, den man mit all der Entbehrung und dem langen Warten mehr als verdient hat.
Natürlich haben auch wir Tierfilmer manchmal Motivationsschwierigkeiten, vor allem im Winter, wenn es kalt und unangenehm ist. Aber beim Angeln gibt es ein Sprichwort: „Man fängt nur Fische, solange der Köder im Wasser ist!“ Auf uns übersetzt: Man fängt nur tolle Bilder, wenn man draußen ist. 


  

Tarnung ist des Tierfilmers Beruf

So vielfältig wie die Tarnmethoden sind auch die Herangehensweisen eines jeden Tierfilmers. Je nach Tierart, Umgebung und Technik eignen sich verschiedene Ansätze besser oder schlechter. Manche setzen auf Naturmaterialien wie Äste und Moos, die perfekt mit der Umgebung verschmelzen, aber wenig mobil sind. Andere nutzen synthetische Hilfsmittel wie Tarnnetze, die schnell einsatzbereit sind, aber in manchen Umgebungen auffälliger wirken. Eine Kombination beider Methoden vereint die Vorteile, erfordert jedoch Planung und Kreativität. Es gibt keine universelle Lösung. Jede Tarnung hat ihre Stärken und Schwächen, und die Wahl hängt immer von den spezifischen Anforderungen der Situation ab. Am Ende ist keine Methode perfekt, aber jede hat ihren Nutzen. 


Tarnung, ein Handwerk für sich

Nicht nur die Tarnmaterialien sind vielfältig, sondern auch die angewandten Techniken. Beim Ansitz positioniert man sich an einem strategischen Ort, tarnt sich mit einem Tarnzelt oder Tarnnetz und wartet darauf, dass ein Tier in den Sichtbereich kommt. Der Vorteil dieser Methode ist, dass man sich nicht bewegen muss, wodurch die Wahrscheinlichkeit, entdeckt zu werden, deutlich verringert wird. Der Ansitz eignet sich gut für Situationen, in denen man Tiere aus einer gewissen Entfernung beobachten kann.

Beim Pirschen hingegen nähert man sich dem Tier schrittweise und vorsichtig. Diese Technik erfordert Präzision und Erfahrung, da jede Bewegung genau überlegt sein muss. Pirschen wird vor allem dann angewendet, wenn man sich dem Tier auf kurze Distanz nähern möchte, was mehr Geduld und Kenntnis des Tierverhaltens erfordert.


Die Tarnung hängt vom Zieltier ab

Die Wahl der Tarnung ist stark vom Zieltier abhängig, da verschiedene Tierarten unterschiedlich auf Reize reagieren. Vielleicht hast du dich schon gewundert, warum Jäger oft leuchtend orangefarbene Tarnwesten tragen, die förmlich zwischen den Bäumen hervorsticht. Der Grund liegt darin, dass viele Paarhufer wie Hirsche, Rehe und Wildschweine eine Art Rot-Grünschwäche haben. Sie können Rottöne nicht von Grüntönen unterscheiden und nehmen stattdessen vor allem Kontraste und Umrisse wahr. Blau hingegen wird von vielen Tieren als leuchtende Signalfarbe wahrgenommen und ist daher weniger geeignet. Wenn du also zwischen einem dunkelblauen, unifarbenen Pullover und einem leuchtend orangenen Pullover mit auffälligen Mustern wählen musst, ist für Paarhufer das Orange tatsächlich die bessere Wahl.

Die Natur als Vorbild

Um sich in der Natur effektiv zu tarnen, greifen wir bevorzugt auf natürliche Hilfsmittel zurück. Im Grunde liefert die Natur alles, was man zur Tarnung benötigt – und was könnte effizienter sein als echte Naturmaterialien? Mit einer Schnur befestigte Äste und Blätter, ein Gummiband, das Blätter rund ums Objektiv hält, oder Moos und andere Naturmaterialien, die geschickt um das Stativ gelegt werden, sorgen dafür, dass man förmlich mit der Umgebung verschmilzt. Oft reichen schon ein paar einfache Maßnahmen, um im dichten Unterholz nahezu unsichtbar zu werden.

So praktisch und beeindruckend diese Tarnung auch ist, bringt sie doch einen entscheidenden Nachteil mit sich: die Mobilität. Jede Tarnung benötigt etwas Zeit für die Vorbereitung und muss bei einem Ortswechsel in der Regel komplett neu angelegt werden. Diese Einschränkung nimmt man jedoch gern in Kauf, wenn man dafür authentisch und harmonisch in die Natur eingebettet arbeiten kann.

Tarnen im Zelt

 Wie bereits erwähnt, hängt die Wahl der Tarnung nicht von der Laune des Tierfilmers ab, sondern von den Sinneswahrnehmungen des Zieltieres. Während Säugetiere oft schlecht sehen, dafür jedoch exzellent hören und riechen, ist es bei Vögeln genau andersherum. Bei Säugetieren erfolgt die Wahrnehmung häufig über Bewegungen und Kontraste, weshalb die Tarnung vor allem in der Struktur angepasst werden kann. Hier spielt der Wind eine wichtige Rolle, und der Tierfilmer muss besonders leise sein.

Bei Vögeln hingegen ist der Geruchssinn meist irrelevant, aber ihre Empfindlichkeit gegenüber Bewegung ist extrem hoch. Es gibt sogar Vogelarten, bei denen man nachts ins Zelt klettern muss, um nicht sofort entdeckt zu werden. Sobald Vögel sehen, dass jemand in das Zelt eingetreten ist, werden sie unglaublich misstrauisch und meiden den Bereich. Bei Vögeln zählt also nicht der Wind, sondern die optische Tarnung. Ein Tarnzelt eignet sich hier sehr gut, da man es im Voraus aufstellen kann und sich die Vögel mit der Zeit daran gewöhnen. Mit einem Tarnanzug hätte man bei vielen Vogelarten jedoch keine Chance. 

Mit Minimalismus ans Ziel

Wenn es jedoch etwas gibt, das wirklich entscheidend ist, dann ist es wohl Pragmatismus. Als Tierfilmer sind wir Profis darin, die Umgebung zu unseren Gunsten zu nutzen. als Beispiel: Leichte Erhöhungen in der Landschaft bieten oft ideale Positionen, da viele Säugetiere beim Ausschauhalten nach Gefahren häufig den Horizont abscannen. Dort wäre eine ausgiebige Tarnung überflüssig. Deshalb sind Jagdhochsitze übrigens oft völlig ungetarnt und auffällig positioniert. Doch das funktioniert, weil die Tiere vor allem auf Bewegungen am Horizont und weniger auf die erhöhte Position achten. Natürlich gehört zu dieser Fähigkeit, die Umgebung zu nutzen nicht nur jahrelange Erfahrung, sondern auch ein gewisses Bauchgefühl. Was ist noch akzeptabel, und was ist schon zu riskant? Interessanterweise entwickelt sich dieses Gefühl im Laufe der Zeit, fast wie ein zusätzlicher Instinkt. Vielleicht schlummert dieser Instinkt tatsächlich ja in jedem von uns, schließlich waren wir Menschen früher auch gefürchtete Pirschjäger.

Schritt 4 - Zeitraffer

Wir sind bekannt für unsere dynamischen Kamerafahrten in unseren Filmen. Diese setzen wir meistens mit einem Slider (Eine Art Schienensyetem), einem motorisierten Drehteller, einem motorisierten Drehkopf, einer sogenannten Cablecam (Eine Art Seilbahn für sie Kamera) oder mit Gimbals (Eine Art stabilisierender Griff) um. Ganz oft kommen aber auch eigene Konstruktionen zum Einsatz. Eine alte Filmregel besagt: „Entweder muss sich das Motiv bewegen, oder die Kamera.“ Das bedeutet, wenn das Motiv stillsteht, muss die Kamera in Bewegung sein, um dem Bild mehr Dynamik zu verleihen. Diese Regel ist leicht verständlich, wenn es um unbelebte Objekte geht. Doch wie sieht es aus, wenn wir Tiere filmen oder Zeitrafferaufnahmen machen wollen?
Zeitrafferaufnahmen sind eine besonders faszinierende Technik. Dabei nimmt die Kamera in regelmäßigen Abständen ein Bild auf, statt kontinuierlich zu filmen. Diese Bilder werden später zusammengefügt und in schneller Folge abgespielt, sodass es aussieht, als würde sich die Zeit beschleunigen. Zum Beispiel könnte die Kamera alle paar Sekunden oder Minuten ein Bild aufnehmen, und aus diesen vielen Einzelbildern entsteht dann ein schneller Film.
Doch hier kommt die Herausforderung: Wenn die Kamera sich bei einer Zeitrafferaufnahme bewegen soll, muss das mit viel Präzision geplant werden. Die Kamera kann/darf sich nur dann bewegen, wenn sie gerade kein Bild aufnimmt, da die Bilder sonst unscharf sind. Das bedeutet, dass sie in Bewegung ist, aber immer wieder anhält, um das nächste Bild zu machen. Man kann sich das wie einen Tanz der Kamera vorstellen – Bewegung und Bildaufnahme wechseln sich ab, um eine flüssige, dynamische Kamerafahrt zu kreieren.
Diese Technik erfordert viel Geduld und Planung, aber das Ergebnis ist eine faszinierende, lebendige Darstellung von Szenen, die den Eindruck erweckt, als würde die Zeit auf eine ganz besondere Weise verlaufen. Mit dieser Methode gelingt es uns, in Zeitrafferaufnahmen die Kamera auf kreative Weise zu bewegen und so spannende, bewegte Bilder zu erzeugen.

Der Kameramann muss dabei genau wissen, wie viel Abstand in wieviel Zeit die Kamera zurücklegen soll, damit die Fahrt am Ende nicht zu schnell wirkt und die Bewegung aber möglichst punktgenau mit dem zu filmenden Ereignis dort ankommt, wo sie soll. Es geht darum, das Timing und die Geschwindigkeit der Bewegung exakt auf das Verhalten des Motivs oder der Szene abzustimmen. Dies erfordert eine präzise Planung und ein gutes Gefühl für das richtige Verhältnis zwischen der Bewegung der Kamera und der Zeit, die zwischen den Aufnahmen vergeht. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Bewegung der Kamera nahtlos in den Zeitraffer passt und das gewünschte Bild perfekt eingefangen wird. Diese Technik ist ein Balanceakt zwischen kreativer Vision und technischer Präzision – und ist auch für uns ein unverzichtbares Werkzeug, um dynamische und packende Aufnahmen zu erzeugen. 

Zeitraffer von Pflanzen und Pilzen

 Zeitrafferaufnahmen von Pflanzen, Pilzen oder anderen sehr langsam bewegenden Organismen sind ein wunderbares Element von Dokumentarfilmen. Doch der Prozess der Erstellung von solchen Zeitrafferaufnahmen für Natur-Dokumentarfilme ist ein sehr kreativer, detailreicher und geduldiger Arbeitsablauf. Vom sorgfältigen Auswählen der richtigen Pflanzen über die Aufnahme mit spezieller Ausrüstung und Beleuchtung bis hin zur Nachbearbeitung, wo alle Bilder zu einem fließenden Video zusammengesetzt werden. Es erfordert sowohl technisches Wissen als auch ein tiefes Verständnis für das Wachstum der Pflanzen und Pilze, um die langsamen Veränderungen faszinierend und spannend darzustellen. Nur wenige Filmemacher beherrschen diese hohe Kunst und beauftragen meistens extra darauf spezialisierte Fachleute. 
In unseren Filmen sind wir bekannt für toller Zeitrafferaufnahmen, die die Ästhetik von besonders langsamen Bewegungen oder Wachstum offenbaren. Wir  haben diese Kunst jahrelang studiert und verfeinert und fertigen deshalb unsere Zeitraffe selbst. 

Die drei Möglichkeiten

 Zeitrafferaufnahmen von Organismen zu erstellen, scheint auf den ersten Blick nicht besonders schwierig. Man stellt einfach eine Kamera auf, stellt das Intervall ein und lässt sie dann für eine bestimmte Zeit ungestört laufen. Natürlich kann man auf diese Weise Zeitrafferaufnahmen machen, doch diese haben dann eher dokumentarischen Wert und wenig mit Ästhetik zu tun. Das Problem dabei ist, dass jede Bewegung, die zwischen den Bildern passiert, später als Sprung wahrgenommen wird. Das bedeutet, dass jeder Windzug, der die Pflanze nur minimal bewegt, als unerwünschter Sprung im Film sichtbar wird. Dasselbe gilt für sich verändernde Lichtverhältnisse durch Wolken. Aus diesem Grund muss man für qualitativ hochwertige und professionelle Zeitrafferaufnahmen das Motiv möglichst von äußeren Umwelteinflüssen isolieren. 

Natur

Zeitrafferaufnahmen in der Natur sind durchaus möglich, erfordern jedoch, dass man das Motiv mit Hilfe eines Zeltes und einer konstanten Beleuchtung vor äußeren Einflüssen schützt. Oft benötigt man an vielen Orten eine Genehmigung, um ein Zelt in der Natur aufzustellen, ebenso wie Zugang zu Strom für die Lampen und Kameras. Zudem stellt sich das Problem, dass man Kameras im Wald nur ungern über längere Zeiträume unbeaufsichtigt stehen lässt, was zusätzliche Herausforderungen bei der Durchführung solcher Aufnahmen mit sich bringt. 
 

Studio

Zeitrafferaufnahmen im Studio benötigen viel Erfahrung und "Know-How". Das Motiv kann so von äußeren Einflüssen wie Wind oder wechselndem Licht unabhängig gemacht werden, indem man konstante Beleuchtung bereitstellt. Man nimmt quasi die Natur vorübergehend ins Studio.  Für solche Aufnahmen braucht man jedoch eine spezielle Ausstattun wie leistungsstarke Lampen, viel Wissen und gewisse Klimakontrollen.  Ein weiterer Nachteil ist, dass das Setup und die benötigte Ausrüstung teuer und aufwendig sein können.
 

Kombination 

Auch Kombinationen sind möglich. Zeitrafferaufnahmen vor einem Green- oder Bluescreen mit Naturhintergrund ermöglichen eine kontrollierte Aufnahme der Pflanze im Studio, während der Hintergrund  aus der Natur später digital eingefügt wird. Dies bietet die Möglichkeit, die Pflanze unter idealen Bedingungen zu filmen, ohne äußere Störungen. 

Jedoch erfordert es viel Aufwand in der Postproduktion, um den Hintergrund realistisch einzufügen. Außerdem fehlt die Authentizität natürlicher Umwelteinflüsse wie Wind oder wechselndes Licht, was die Szene weniger lebendig wirken lassen kann.


Die Natur im Studio 

Je nach Pflanze oder Pilz variieren unsere Studiosettings stark in der Größe: von winzigen 20 cm bis hin zu beeindruckenden 5x5 Metern ist alles möglich. Dabei holen wir die Natur – so wie sie ist – für kurze Zeit ins Studio. Wichtig ist uns dabei, dass alles, was wir nutzen, nach den abgeschlossenen Zeitrafferaufnahmen konsequent und ausnahmslos an seinen ursprünglichen Ort zurückgebracht wird. Wo erforderlich, arbeiten wir eng mit örtlichen Förstern oder Gebietsbetreuern zusammen, um sicherzustellen, dass unsere Arbeit mit größtem Respekt gegenüber der Natur erfolgt. Für eine Szene aus "Raindrop" haben wir einen kompletten Schwarzwaldbach ins Studio gebracht – zumindest alles, was sich um den Bach herum befand. Den Bach selbst mussten wir im Studio - mit echt fliessendem Wasser- naturgetreu nachbauen. Diese aufwendige Rekonstruktion dauerte rund ein halbes Jahr und führte zu einer finalen Filmszene von gerade einmal 16 Sekunden Länge.

Unser Versprechen an die Natur
Der Schutz der Natur hat für uns oberste Priorität. Geschützte Pflanzen, sensible Lebensräume oder Orte, die unter strengem Naturschutz stehen, kommen für solche Projekte nicht infrage. Aktionen, die wir nicht verantworten können, bleiben tabu.

Schritt 5 - Die Postproduktion

 
Der Feinschliff zum Kinoerlebnis


Die Postproduktion beginnt – wie der Name schon sagt – nach den Dreharbeiten. In dieser Phase werden die vielen einzelnen Sequenzen und kreativen Elemente wie Musik, Over-Voice, Sounddesign und vieles mehr zu einem fertigen Kinoerlebnis zusammengefügt.
Das ist eine weitere, sehr arbeitsintensive Phase, in der Regisseur und Produzent viele unterschiedliche Aspekte im Blick behalten müssen: vom Artwork des Films über die Musik und Soundmischung bis hin zum Text für die Over-Voice. Gleichzeitig fallen auch zahlreiche administrative Aufgaben an, wie das Klären von Rechten, Werksanmeldungen auf verschiedenen Plattformen und vieles mehr.
Wie ihr sehen könnt, könnte alleine dieses Kapitel Bücher füllen. Hier wollen wir jedoch nur auf einige zentrale, eher kreative Aspekte eingehen, um den Rahmen nicht zu sprengen. 


Die Sound-Abteilung

Der Ton eines Kinofilms setzt sich vereinfacht aus drei Elementen zusammen.

Die Musik

Das Erste, woran viele denken, wenn es um den Ton eines Films geht, ist die Musik. Für "Raindrop" hatten wir das Glück, mit Christoph Kuhlmann als Filmkomponist zusammenzuarbeiten. Er hat die Musik speziell für diesen Film geschrieben und produziert.

Bei besonders großen Produktionen wie diese, wird die Musik oft eigens für die jeweiligen Filmszenen komponiert, um die Geschichte und die transportierten Emotionen optimal zu unterstützen. Dafür arbeiten Regisseur und Komponist über einen langen Zeitraum hinweg eng und intensiv zusammen, tauschen sich aus und verfeinern die Klangwelt des Films.

Wie Christoph diesen kreativen Prozess gestaltet, könnt Ihr in Kurzfassung in diesem Reel sehen. Klicke hier!

Das Over-Voice

Das Over-Voice ist die Stimme, die den Zuschauer durch den ganzen Film begleitet. Meistens übernehmen speziell dafür ausgebildete Sprecher oder Sprecherinnen diese Aufgabe. Sie setzen Inhalte gezielt und präzise nach Regieanweisung um und schaffen so die gewünschte Atmosphäre.

In unserem Fall hat Regisseur Marco diesen Part in der Originalsprache selbst übernommen, da er auch als ausgebildeter Sprecher tätig ist. Der große Vorteil dabei: Marco weiß selbst am besten, wie die Inhalte transportiert werden sollen. Mit seinem Hintergrundwissen über die Entstehung bringt er zudem eine ganz persönliche und authentische Komponente in die Erzählung ein.

Bevor jedoch ein Sprecher ans Mikrofon treten kann, muss zunächst das Textbuch geschrieben werden. Hier ist Feingefühl gefragt, denn es gilt, die perfekte Balance zwischen sachlichen Fakten, ästhetisch-lyrischen Formulierungen und integralen Schlüsselzeilen zu finden. Am Ende ist das Ziel, den Zuschauer nicht nur zu informieren, sondern ihn auch emotional abzuholen und – bestenfalls ganz unbemerkt – in die gewünschte Stimmung zu führen, die der Regisseur für den Film vorgesehen hat.Das 

Das Sound-Design

Das Sounddesign ist vermutlich die letzte Komponente, die einem Laien in den Sinn kommt, wenn es um Filme geht. Für viele ist der Begriff sogar völlig unbekannt. Dabei spielt das Sounddesign eine enorm wichtige Rolle im Filmerlebnis und ist keinesfalls zu vernachlässigen. Es besteht aus mehreren Schichten. Der sogenannte Ambisound oder O-Ton umfasst die Umgebungsgeräusche, die direkt am Drehort aufgenommen werden. Dazu gehören beispielsweise Vogelgezwitscher, das Rauschen eines Flusses, das Summen von Insekten oder andere Klänge, die die Atmosphäre vor Ort einfangen.

Ein weiterer wichtiger Bereich ist der Foley-Sound. Warum man den so nennt, kannst Du hier nachlesen. Dabei werden Geräusche von Geräuschemachern im Studio nachgestellt, um den Film realistischer wirken zu lassen. Diese Methode wird häufig verwendet, weil selbst mit hochsensiblen Mikrofonen oft nicht alle Details vor Ort eingefangen werden können. Zum Beispiel übertönen Umgebungsgeräusche wie Wind oder Wasser oft feinere Klänge wie die Fressgeräusche eines Tieres. Durch Foley-Sounds können solche Details gezielt und präzise eingebaut werden, um den Zuschauer noch näher ans Geschehen zu bringen.

Außerdem lassen sich einige Aspekte, wie etwa die "Klebrigkeit" eines Objekts, durch Geräusche viel besser vermitteln als durch visuelle Aufnahmen. Darüber hinaus ermöglicht das Sounddesig dem Tonmischer, die verschiedenen Geräuschspuren separat zu bearbeiten. So können Foley-Sounds und Ambisounds unabhängig voneinander gemischt und im Klangbild optimal platziert werden.

Die Arbeit eines Foley-Artists ist unglaublich kreativ und vielseitig. Es erfordert nicht nur technisches Geschick, sondern auch jede Menge Einfallsreichtum und Liebe zum Detail.  Das letzte Element im Sounddesign sind die sogenannten synthetischen Effektsounds, wie zum Beispiel "Swoschs" oder "Wooschs". In Naturfilmen sind diese zwar weniger gebräuchlich, aber es gibt durchaus Stellen, an denen solche Effektsounds noch eine zusätzliche Nuance beisteuern können. Sie verleihen dem Film manchmal den letzten Schliff, indem sie bestimmte Bewegungen oder Übergänge akustisch untermalen und so die visuelle Wirkung verstärken. 

Die Bild-Abteilung

 Auch die Visual-Abteilung umfasst mehrere Schritte, die die Bilder des Films gestalten und verfeinern, um die gewünschte Atmosphäre zu erzeugen. 

Der Schnitt

Der Schnitt ist der erste kreative Schritt, in dem das rohe Filmmaterial so geformt wird, dass eine zusammenhängende und fesselnde Erzählung entsteht. In einem Naturfilm liegt der Fokus darauf, die Schönheit und Komplexität der Natur in ihrer natürlichen Form darzustellen und trotzdem einen spannenden und fesselnden Geschichtsbogen zu erhalten. Der Schnitt sorgt dafür, dass die Übergänge zwischen den Szenen nahtlos und die Dynamik der Natur – sei es ein spannender Jagdinstinkt eines Tieres oder die ruhige Weite einer Landschaft – authentisch eingefangen wird. Hier wird auch der Rhythmus des Films bestimmt: Wie schnell oder langsam sich die Szenen entwickeln, wie sie die Emotionen der Zuschauer ansprechen und wie die Natur in ihrer vollen Pracht zur Geltung kommt. 

Das Color Grading

Im Color Grading wird das Bild so optimiert, dass es die Farben und Stimmungen der Natur authentisch widerspiegelt. In einem Naturfilm geht es dabei nicht nur um die Korrektur von Farben, sondern auch darum, die Atmosphäre der aufgenommenen Szenen subtil zu verstärken. Häufig werden Aufnahmen aus technischen Gründen in einem flachen Farbprofil gemacht, wodurch die natürlichen Farben oft vorübergehend verloren gehen. Durch die sogenannte Farbkorrektur wird die ursprüngliche Farbpalette wiederhergestellt und in Einklang gebracht. Zudem haben verschiedene Kameras unterschiedliche Farbtendenzen, was zu einer Unstimmigkeit zwischen den einzelnen Aufnahmen führen kann. Beim Color Grading wird alles auf einen Nenner gebracht, sodass zwischen den Szenen keine ungewollten Farbverschiebungen auftreten. Danach werden die Farben sehr subtil angepasst, um das Gefühl von "goldenem Sonnenlicht" oder der kühlen Frische eines Waldes einzufangen. Auch Kontraste werden fein abgestimmt, um Details in dunklen Schatten oder im grellen Tageslicht besser zur Geltung zu bringen.

So entsteht eine visuelle Ästhetik, die sowohl die Authentizität der Natur respektiert als auch die emotionale Wirkung verstärkt, die die Szenen beim Zuschauer hervorrufen sollen.

Die Natur-Spezifischen Effekte 

In einem Naturfilm kommen nur sehr subtil visuelle Effekte oft in Form von „Natur-spezifischen Effekten“ zum Einsatz. Diese Effekte dienen dazu, die Natürlichkeit der Szenen zu verstärken, indem sie Details betonen, die aufgrund der Aufnahmebedingungen nicht immer deutlich sichtbar sind. Zum Beispiel kann die Darstellung von Bewegungen, wie das Fliegen eines Vogels in weiter Entfernung, durch gezielte Kameraführung und präzise Nachbearbeitung klarer und lebendiger wirken, ohne die Realität zu verfälschen. Es geht darum, das bereits aufgenommene Material so zu verfeinern, dass die natürlichen Phänomene in ihrer vollen Schönheit zur Geltung kommen. Diese Effekte respektieren immer die Authentizität der Natur und sind ein integraler Bestandteil der Dokumentation, die darauf abzielt, die Natur in ihrer reinsten Form zu zeigen.

Die Design-Abteilung

 Die Design-Abteilung erschafft die Visitenkarte und die visuelle Essenz des Films, die die Neugier weckt und die Geschichte erzählt. 

Das Artwork

Das Film Artwork ist ein entscheidendes Element, das den ersten Eindruck eines Films prägt und die Neugier der Zuschauer weckt. Es ist weit mehr als nur ein Poster oder ein Cover – es ist eine visuelle Darstellung der Essenz des Films, die seine Stimmung, Themen und Atmosphäre einfängt. Der Regisseur und die Grafikdesignerin arbeiten oft eng zusammen, um ein Kunstwerk zu erschaffen, das nicht nur ästhetisch ansprechend ist, sondern auch die Aufmerksamkeit der Zielgruppe auf sich zieht und die zentrale Botschaft des Films vermittelt. In dieser Phase des kreativen Prozesses wird viel Zeit investiert, um sicherzustellen, dass das Artwork den Film in seiner gesamten Tiefe widerspiegelt. Dabei geht es nicht nur darum, ein schönes Bild zu schaffen, sondern vielmehr darum, mit Farben, Formen und Symbolen eine Geschichte zu erzählen, die die Zuschauer emotional anspricht und ihre Neugierde weckt und dabei noch eine Marke zu erschaffen. Es ist die erste visuelle Begegnung mit dem Film, die das Publikum anzieht und auf das Kommende vorbereitet.

In diesem Film ist Sarah Schwarz für das Artwork verantwortlich. Das Artwork soll nicht nur die visuelle Identität des Films prägen, sondern auch eine Brücke zwischen der künstlerischen Vision des Regisseurs und der Wahrnehmung des Publikums schlagen.